Bep-Kororoti: Vom Tapirjäger zum Prä-Astronauten

In Aussaat und Kosmos[1] berichtete Erich von Däniken vom Strohkostüm des indigenen Volkes der Kayapo, die so ihren Götzen Bep-Kororoti darstellten – und dass es einen Raumanzug darstelle. In seinem jüngst veröffentlichen Titel Und sie waren doch da![2] bestätigt er das noch einmal. Seine Quelle war ein Bericht in dem brasilianischen Boulevardblatt O Cruzeiro.     
Durch Dänikens Deutung ging die Geschichte in die prä-astronautische Literatur ein. Sie wird erwähnt in U. Dopatkas Lexikon der Prä-Astronautik[3] oder in einem Beitrag von R. Habeck in Dänikens Das Erbe der Götter[4]. Bislang kam niemand auf die Idee, Dänikens Quelle zu überprüfen, einen Artikel von Joao Americo Peret in der brasilianischen Zeitung O Cruzeiro aus dem Jahr 1972. Schon der Titel des Zeitschriftenbeitrags („Bep-Kororoti – der Weltraumkrieger“) sollte stutzig machen. Tatsächlich handelt es sich bei O Cruzeiro um Brasiliens größtes Boulevardblatt, vergleichbar etwa dem National Inquirer aus den USA.        
Aber den Mythos von Bep-Kororoti gibt es wirklich. Nach Däniken, der dem Yellow-Press-Journalisten Peret folgt, sei Bep-Kororoti aus dem All gekommen, habe „Donnerwaffen“ bei sich geführt und sei schließlich unter Explosionen und Blitzen in einem „Wunderbaum“ wieder ins All entschwebt.    
Bei dieser Version handelt es sich um eine fantasievolle, bereits weitgehend prä-astronautisch ausgeschmückte und zudem verstümmelte Variante der ursprünglichen Erzählung. Das Original kann jeder bei dem großen Anthropologen Claude Lévi-Strauss im ersten Band der Mythologica, „Das Rohe und das Gekochte“[5] nachlesen:

Abb. 2: Replik eines Kayapo-Anzugs im JungfrauPark Interlaken
(Foto: Leif Inselmann).

„Einige Jäger töteten einen Tapir. Einer von ihnen namens Bepkororoti wurde beauftragt, das Tier auszuweiden und zu zerlegen. Während er die Eingeweide im Flusse wusch, teilten sich die anderen Männer das ganze Fleisch und ließen ihm nur zwei Pfoten übrig. Vergeblich protestierte Bepkororoti.  
Als er wieder im Dorf war, bat er seine Frau, ihm den Schädel zu rasieren und ihn mit Urucu-Paste und Genipa-Saft rot und schwarz zu färben. Dann erzählte er ihr, was ihm zugestoßen war, und er sagte ihr, daß er sich auf einen Berg zurückziehen wolle, und sie solle sich in Sicherheit bringen, sobald sie eine schwarze Wolke sehe.           
Bepkororoti fertigte einen Bogen und Pfeile sowie eine große dicke Keule, deren Ende er mit Tapirblut bestrich. Er nahm seinen Sohn auf den Gipfel des Berges mit. Als er oben war, begann er zu schreien wie eine Herde Wildschweine. Die Indianer liefen auf das Geschrei hin zusammen, um zu jagen. Da durchfuhr ein Blitz den Himmel, Donner grollte, und Bepkororoti ließ den Blitz herunterfallen, der viele Leute tötete. Er und sein Sohn stiegen zum Himmel auf.“

Lévi-Strauss’ Paraphrase des Mythos basiert auf Erzählungen, die die Anthropologen A. Lukesch 1952 und 1959, H. Banner 1957 und A. Metreaux 1960 in Brasilien bei den Kayapo gesammelt hatten.    
Deutlich geht aus der Originalgeschichte hervor, dass Bep-Kororoti kein vom Himmel gekommener Astronaut war, sondern ein einfacher Mensch, der durch schamanische Magie die Elemente beherrschte.  
Erneut zeigt sich, dass über Erich von Dänikens Thesen erst nach einer ganz genauen Prüfung seiner Quellen und Zitate diskutiert werden kann. Häufig stellt sich bereits in diesem Stadium der Recherche heraus, dass der Schweizer Bestsellerautor unzuverlässige Autoren zitiert oder die Sachlage grob verfälscht darstellt.[6]


[1] Däniken, E. von 1990: Aussaat und Kosmos: Spuren und Pläne außerirdischer Intelligenzen. TB-Ausgabe Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach, 138 ff.

[2] Däniken, E. von 2024: Und sie waren doch da! Die ultimativen Belege für den Besuch von Außerirdischen. Kopp, Rottenburg.

[3] Dopatka, U. 1976: Lexikon der Prä-Astronautik. Econ, Düsseldorf.

[4] Habeck, R. 1997: Maskentanz und Stammeskult, in: E. von Däniken (Hg.), Das Erbe der Götter: Auf »kosmischen Spuren« rund um die Welt. Goldmann, München,79–95; Zitat S.  87.

[5] Levi-Strauss, C. 1976: Mythologica I. Das Rohe und das Gekochte. Suhrkamp, Frankfurt a. Main, 270.

[6] Magin, U. 1999: Bep-Kororoti. Forum Parawissenschaft 4, 25 f.

Ulrich Magin lebt nahe Bonn und ist Autor zahlreicher Bücher, darunter Megalithen in Deutschland sowie Unter der Erde: Unterirdische Anlagen in Deutschland von der Steinzeit bis heute.