Lavakuppeln, Trasshöhlen und Grottenlabyrinthe – Unterirdische Steinbrüche
Im September 2024 erschien beim Hamburger Verlag Nikol mein neues, reich illustriertes Buch „Unter der Erde: Unterirdische Anlagen in Deutschland von der Steinzeit bis heute“. Der folgende Text ist ein Ausschnitt daraus, er handelt von unterirdischen Steinbrüchen. Ähnliche Anlagen weltweit, die unterirdische Welt von Huangshan in China etwa, gelten alternativen Archäologen als Beweise für die einstmalige Anwesenheit von Raumfahrern aus dem fernen Kosmos auf unserer Erde.
Aber es gibt diese Höhlensysteme, in ihrer Entstehung gut belegt, auch in Deutschland. Bergwerke sind zwar vielen Leuten ein Begriff, von unterirdischen Steinbrüchen haben nur die wenigsten je gehört. Und das, was durch reine wirtschaftliche Tätigkeit entsteht, ist im Ergebnis so beeindruckend und mysteriös, dass sich schon immer Sagen darum woben.
Denn unterirdische Steinbrüche sind kaum mit Bergwerken zu vergleichen. Steinquader für Bauarbeiten oder Material zur Fertigung von z.B. Mühlrädern, zuweilen auch Sand für verschiedenste Zwecke, wurden tief unter der Erde gewonnen. Häufig liegt eine harte, wirtschaftlich kaum nutzbare Steinschicht über einem weicheren Gestein, an das die Arbeiter kommen wollen. Dazu dient ein Tunnel, der schräg nach unten führt; der Abbau des Gesteins erzeugt keine engen Stollen, sondern große Hallen im Fels mit Säulen aus gewachsenem Stein, die stehen gelassen wurden, um die Decke zu stützen. Auch das Mundloch ist nicht schmal und eng, sondern so breit, dass schwere Karren mit Steinquadern aus dem Untergrund nach oben rumpeln können.
Solche frühen industriellen Betriebe findet man in Deutschland häufiger, als man denkt – und sie überschneiden sich mit Stollen unter Städten, Bunkern und Höhlenwohnungen. So mancher unterirdischer Steinbruch diente im Zweiten Weltkrieg als Behelfs-Luftschutzbunker, andere wurden in unterirdische Waffenfabriken umgebaut.
Es gab sie bereits seit der Römerzeit. Im anstehenden Sandstein bauten antike Arbeiter Quader für die römische Villa rustica bei Boos im Nahetal ab. Die entstandene Höhle, Teufelshöhle oder Booser Wohnhöhle genannt, ist noch erhalten. Sie ist nicht sehr groß, führt aber in den Berg hinein. Der Sage nach soll hier der Teufel in die Unterwelt gefahren sein. Im Ort ist auch die antike Villa noch zu besichtigen.
Die meisten unterirdischen Steinbrüche stammen aber aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit. Da sie unter die Erde gehen, gibt es sich auch im Norden Deutschlands.
Zum Beispiel bei Osnabrück in Niedersachsen. Dort befinden sich die Gertrudenberger Höhlen mit einer Nord-Süd-Ausdehnung von rund 135 m und einer Breite von rund 70 m. Der Höhlenboden liegt etwa 80 m unter dem Erdniveau und ist über drei Eingänge befahrbar.
Erstmals aktenkundig wurde der Steinbruch im Mai 1333, abgebaut und in Öfen weiterverarbeitet wurde Kalk.
Im 19. Jahrhundert diente das Höhlensystem als Bierkeller, 1920 nahm man – fälschlicherweise – an, es habe sich um eine germanische Kultstätte gehandelt, und im 20. Jahrhundert im Dritten Reich wurden sie als Luftschutzbunker genutzt – ein Schicksal, das die Gertrudenberger Höhlen mit vielen ähnlichen Anlagen teilen.

In Nordrhein-Westfalen sind die Drakenhöhlen in Obermarsberg Reste eines ehemaligen Steinbruchs. Wie um die Teufelshöhle ranken sich auch um sie Sagen – Siegfried soll hier den Drachen Fafnir erschlagen haben, von der Höhle soll ein Geheimgang bis unter das Rathaus führen. Hier wurde früher Kalkgestein abgebaut, später gewann man Trinkwasser aus zwei Quellen im Berg.


Entlang des Rheines überlagern oft schwere Basalte leichtere Tuffe und andere begehrte Gesteine. Im Siebengebirge, knapp südlich von Bonn, und unweit von Königswinter, liegen die Ofenkaulen. Hier wurde seit dem Mittelalter Trachyttuff als Baumaterial von Backöfen abgebaut, zum Teil in bis zu sieben Stufen. Die Blütezeit des Steinbruchbetriebs lag im 19. Jahrhundert, insgesamt erstreckt sich die Abbaufläche über 48.000 m².
Im Zweiten Weltkrieg wurden die Ofenkaulen als unterirdische Fabriken betrieben, in denen Zwangsarbeiter Flugzeugmotoren bauen mussten. In den Endtagen des Krieges suchten die Menschen von Königswinter dort Schutz vor Luftangriffen.
Der Steinbruchbetrieb wurde in den 1960er Jahren eingestellt. Heute kann man noch an einem halben Dutzend riesiger Metalltüren entlangwandern, mit Graffiti verschmiert, die die Eingänge sperren – nur noch Fledermäuse gelangen hinein.

Im Gegensatz dazu ist der Lavakeller bei Mendig in der Eifel heute eine Touristenattraktion.
Hier bedeckte leichteres Gestein das schwerere – hohe Bimsschichten vom Ausbruch des Laacher Sees um 10.930 v. Chr. und wirtschaftlich nicht ergiebige Lavaschichten lagen über dem Basalt, den man gewinnen wollte. Der Steinbruch wurde zunächst als Bergwerk zur Gewinnung von Mühlsteinen angelegt, die entstandenen Hohlräume dienten ab 1843 zusätzlich als Lagerkeller der örtlichen Bierbrauereien.
Ein Journalist ließ es sich Anfang des 20. Jahrhunderts, als die Mühlsteinproduktion noch im Gange war, erklären: „Der Betrieb ist unterirdisch, da die oberen Lagen der Lava durch Verwitterung gelitten und nicht mehr die nötige Festigkeit besitzen. Durch ihre jahrhundertelange Ausbeutung sind nun große unterirdische Höhlen entstanden, und diese Höhlen zeigen eine ganz anormale Temperatur“ – nämlich 1° bis 2° C.
Die Höhlen wurden bereits im englischen Baedeker von 1870 als wichtige Sehenswürdigkeit für Rheinreisende empfohlen: „Die unterirdischen Schichten weisen eine Fläche von 3 Meilen Länge und 1 ½ Meilen Breite auf und erstrecken sich bis zum Krufterofen, doch ist der Lavastrom, der wahrscheinlich vom Hochstein stammt, in Niedermendig am größten, wo er von zahlreichen geräumigen Hallen mit großen Stützpfeilern, durchschnitten wird. Diese vermutlich von den Römern betriebenen Gruben sind fast alle untereinander und über breite Schächte mit der Erdoberfläche verbunden. Ein Führer geht den Besuchern mit einer Fackel voraus; die Besichtigung dauert eine Stunde. Die Temperatur in diesen Bergwerken ist so niedrig, dass selbst im Sommer überall Eismassen zu sehen sind. Die Lava wird für Mühlsteine und wegen ihrer Härte und Dauerhaftigkeit auch für Pflaster- und Bauzwecke verwendet. Die verlassenen Galerien dienen als Bierkeller, denen das Mendiger Bier seinen guten Ruf zu verdanken hat.“
Mittlerweile ist der Lava-Dome eine schon von weitem ausgeschilderte Touristenattraktion, mit multimedialer Vulkanausstellung und einer Führung durch die finsteren Untergründe der Lavakeller, die sich 30 Meter unterm Erdboden über eine Fläche von drei Quadratkilometern erstrecken.
Überhaupt ist die Eifel, vor allem in Rheinland-Pfalz, mit ihrer vielfältigen Geologie – Vulkangestein, Kalkgestein, Buntsandstein – ein ideales Gebiet zur Erkundung unterirdischer Steinbrüche. Viele davon sind allerdings kleiner als der Lava-Dome oder die Ofenkaulen – oft nur ein breiter Zugang in eine größere Höhle, in der früher Stein gebrochen wurde.
Südlich von Gerolstein liegen die drei Birresborner Eishöhlen. Sie entstanden durch den unterirdischen Abbau von Steinen für die Herstellung von Mühlensteinen bis ins 19. Jahrhundert. Seit den 1920er-Jahren stehen die Höhlen unter Naturschutz. Im Winter bilden sich in den Höhlen, die bis zu 190 m in den Berg hineinreichen, bei maximal 4° C plus Eiszapfen, die bis in den Sommer überdauern. Sie wurde deshalb als sogenannte Eiskeller benutzt.

Die künstliche Höhle auf dem Nerother Kopf beim gleichnamigen Eifelort liegt ganz oben auf dem Berg. Auch hier wurden Mühlsteine gewonnen. Sie ist heute 18 m tief und 10 m hoch. Der Abbau begann vermutlich um 1340 mit dem Bau einer Burg in der unmittelbaren Nachtbarschaft, der Burg Freudenkoppe. Später wurde dann kein Baumaterial, sondern Mühlsteine gewonnen, mehrere Rohlinge liegen in und vor der Höhle. Noch um 1788 ist der Steinbruchbetrieb bezeugt, vermutlich in einem weit ausgedehnteren Höhlensystem, das später durch Erdrutsche teilweise unbegehbar gemacht wurde. Die Sage erzählt von langen Stollen, die die Mühlsteinhöhle mit Burgen der Umgebung verbinden sollen.
Basalt wurde auch am Hochstein bei Mendig gewonnen, der Baedeker vom 1870 spricht von einer „alten künstlichen Grotte“ dort, „deren Entstehung unbekannt ist“.

Ein anderes Gestein wurde bei Niederlützingen im Brohltal nördlich des Laacher Sees abgebaut.
„Eine kleine Stunde weiter liegt Burgbrohl mit seiner noch wohl erhaltenen Burg, von reicher Vegetation und von mannichfach geformten Bergen umgeben. Auf der Höhe, nordwestlich von Burgbrohl erhebt sich ein Vulkan, der Herchenberg, hoch auf dem Rande des Thales. Sein Gipfel besteht aus fast glasig verschlackter Lava von bedeutender Härte. Durch Steinbrüche sind oben Höhlen entstanden, in welchen sich die in den hiesigen Vulkanen nicht weiter vorkommenden, am Vesuv aber häufigen Steinarten Nephelin und Melilith vorfinden.“
Der Steinbruch war bis Anfang des 20. Jahrhunderts in Betrieb. Die „Zeitschrift für das Baugewerbe“ beschreibt ihn atmosphärisch und anschaulich:
„Der Tuff des Brohltales, der von ähnlicher Zusammensetzung wie der des Maifelds in der Gegend von Plaidt ist, gibt gemahlen und mit Kalk vermischt, vorzüglichen Mörtel für Wasserbauten. Auf dieser Verwendung beruht seine Ausbeutung schon in alter Zeit; und aus demselben Grunde geht er noch heute in Menge nach allen Gegenden, besonders nach Holland.
Es ist ein wunderliches Bild, das diese Tuffbrüche des Brohltals vor das Auge des Wanderers zaubern, hier stehen die leicht zu bearbeitenden lichtgrauen Massen in schwindelnd hohen glatten Wänden an, – dort klaffen sie in engen Schründen oder wölben sich zu hohen, düsteren Portalen. Die Nachforschung nach der Beschaffenheit des tiefer liegenden Gesteins, ebenso wie der Übermut und die Laune der Arbeiter haben vielfach seltsame Höhlen und Löcher in die derben Massen gegraben; man glaubt da vor den geheimnisvollen Wohnstätten von Höhlenbewohnern zu stehen; und den merkwürdigen Eindruck des Ganzen verstärken rohe Buchstaben und flüchtiges Gekritzel, das fremde Besucher oder Arbeitsjungen in ihrer Musezeit auf den anstehenden Gesteinswänden eingegraben haben.
[…] Gegenwärtig sind noch über ein Dutzend größerer Tuffgruben im Brohltale in Betrieb, außer den zahlreichen früheren, über deren abgebauten Wänden und Halden die Verwitterung und der junge Pflanzenwuchs ihr Werk vollführen, und welche mit ihren vielen Höhlen und Klüften die beliebten Brutstätten der Dohlen bilden, die lärmend diese Stätten umkreisen. Teils vom abgeleiteten Wasser des Brohlbachs, teils von der Dampfkraft getrieben, sind in diesem Tale derzeit etwa sieben Mühlen im Betriebe, unter deren senkrecht rundlaufenden Doppelsteinen der Tuff zu Pulver zermahlen und in dieser Form als Traß in Säcken versandt wird. Alljährlich werden in Brohl, am Ausgangspunkte des Tales, teils mit der Bahn, teils zu Schiff große Mengen desselben verladen; so betrug die Ausfuhr im Jahre 1905 37709 Tonnen.“
Die Trasshöhlen wirken heute, von Bäumen gesäumt, von wuchernde Vegetation umgeben, düster und gewaltig zugleich, geheimnisraunend, mysteriös und wie ein Artefakt aus grauester Urzeit. Das war schon so, als sie noch in Betrieb waren. „Die charakteristischen Merkmale des unteren Brohlthales beginnen“, schreibt die „Mayener Volkszeitung“ am 6. April 1901, „am Fuße der hohen Berglehnen, die das Thal einfassen, erkennen wir die glattabgestochenen Wände bloßgelegten Tuffsandes, theils frisch und gelbweiß, theils alt und angegraut; sie ragen stellenweise hoch hinan. Geheimnißvolle Thore öffnen sich dann, aus denen das Dunkel uns entgegenstarrt, ‚Heidenlöcher‘ wie am Ueberlinger See, Zugänge zu den Märchenplätzen des Erdgeistes.“
Seine geheimnisvollsten Schätze verdankt das Saarland der Geologie. In den großen unterirdischen Hallen wurde Sand gewonnen, kein Gestein. Silbersand setzte man bis ins 19. Jahrhundert zur Reinigung von Dielenbrettern ein, und er wurde in der Tiefe der Buntsandsteinberge gewonnen, was zu großen, mehrstöckigen unterirdischen Höhlensystemen führte.
Die seit den 1970er Jahren für Besucher geschlossene Schlangenhöhle bei Einöd war ein solches Silbersandbergwerk. (Man hat sie, wie ähnliche industrielle Anlagen, in völkischen Zeiten zu einer „Kulthöhle“ verrätselt). Die Sandgewinnung aus den zwischen die Schichten des mittleren Buntsandsteins eingeschalteten sandig-tonigen Lagen wurde bis in die 1930er Jahre betrieben, es wurde aber eine ursprünglich natürliche Höhle erweitert, in der römische Funde gemacht wurden. Die Stollen und Gänge sind manchmal so niedrig, dass man sich nur noch auf Händen und Knien voran bewegen kann, dabei ist der Fels so weich, dass von oben Sand auf den Höhlenforscher rieselt.

Die Gewinnung von Silbersand schuf auch die Schlossberghöhlen bei Homburg, der eigentliche Star unter den unterirdischen Steinbrüchen der Saar. Sie erstrecken sich über mehrere Stockwerke (mal ist von 3, dann wieder von 9 oder noch mehr die Rede). Sie entstanden wohl zunächst in Zusammenhang mit dem Bau einer Burg (der über ihnen liegenden, 1172 erbauten Festung Hohenburg).
Nachdem die Franzosen 1700 die Burg zerstörten, beschlossen sie, sie auf Order König Ludwig XIV. als eigene Festung wieder aufzubauen. Dabei wird das Höhlensystem 1708 in einem Brief eines französischen Pionieroffiziers erstmals erwähnt: Er beschwert sich, weil die unterirdischen Gänge zum Teil verfallen waren und Munition und Nahrungsmittelvorräte verdarben. Danach fielen sie der Vergessenheit anheim.
Daraus folgt, dass die Höhlen zuerst eine militärische Nutzung als Fluchtkeller der Besatzung der im 13. Jahrhundert errichteten, von keiner Mauer geschützten Vorburg erfuhren, wohl auch als Munitionslager. Danach wühlte Jahrhundert um Jahrhundert weiter: Später, als sie kein militärisches Geheimnis mehr waren, bauten die Menschen im Berg die weiche Schicht von Sand ab, der dann unter dem Markennamen Silbersand in ganz Deutschland verkauft wurde.
Die Höhlen gerieten erneut in Vergessenheit. Nur noch Sagen kündeten davon, dass sich unter dem Berg Stollen und Gänge entlangzogen, die zu Burgen der Umgebung führen sollten.
1932 entdeckten sie spielende Kinder wieder. Rasch räumte man die obersten drei Stockwerke. Die Anlage wurde zunächst nicht touristisch erschlossen und war nur für Geologen interessant, diente dann aber bald der nationalsozialistischen Heimatpropaganda. Da vereinnahmte man das Saargebiet bereits 1934 nicht „nur wegen seines Schloßberges, seiner Wälder oder wegen seiner berühmten Felshöhlen“, man folgerte aus den Höhlen auch auf die Wehrkraft des deutschen Volkes: „Uralter Kulturboden ist es, auf dem Homburg erbaut ist; eine ununterbrochene Kette der Wehrhaftigkeit sind Anfang und Kernpunkt.“
Die Schlossberghöhlen teilten das Schicksal vieler ähnlicher unterirdischer Anlagen – im Zweiten Weltkrieg fand die Bevölkerung in den Bombennächten Schutz darin. Der Besucher kann heute noch eine rekonstruierte Wohnsituation aus dieser Zeit sehen.
1952 wurden durch Bohrungen weitere Stockwerke aufgespürt, heute kennt man offiziell insgesamt neun Etagen. Und die sind alles andere als schmal und klamm. Staunend steht man beispielsweise im riesigen „Thronsaal“, der im 16. Jahrhundert durch die Explosion von Munition entstanden ist. Und diese Höhle ist nur ein Raum unter vielen Gängen, Hallen und Nischen der gewaltigen Höhlenstadt.
Bis zu zwölf Stockwerke soll sie umfassen, drei Etagen mit einer Gesamtlänge von fünf Kilometern sind gut erschlossen, von denen zwei Kilometer für die Öffentlichkeit begehbar gemacht worden sind. Bei einer konstanten Temperatur von 6–9° C ist es frisch im Innern des Berges. Die Höhlen sind sicherlich „in ihrem ganzen Ausmaß bis heute noch nicht erschlossen“. Überall in dem unterirdischen Labyrinth kann der Besucher mittelalterliche Bearbeitungsspuren erkennen. Vielleicht gab es bereits natürliche Höhlen, die ab der Zeit der Burggründung immer weiter ausgebaut wurden, bis sie ihre heutige gigantische Ausdehnung erreichten.
Nur im Osten Deutschlands finden sich ähnlich große Steinbrüche unter der Erde, in Sachsen-Anhalt die Großen und Kleinen Sandhöhlen im Landkreis Harz unweit der Felsenburg Regenstein. Hier wurde, der Name verrät es, wie in Homburg Sand gewonnen.
In Thüringen befindet sich bei der Gemeinde Walldorf eine Höhle, die im Laufe der letzten 1000 Jahre durch den Sandsteinabbau entstanden ist. Sie hat rund 65.000 Quadratmeter Fläche, die Decke wird von 2500 Natursteinsäulen getragen.
In Mittelsachsen entstanden die Peniger Kellerberge wohl ab 1511 durch den Abbau von Silbererz und Blei in Gneisglimmerschiefer. Als der Abbau beendet wurde, nutzte man die unterirdischen Räume – wie so oft – als Bierkeller. Heute sind 2000 m in drei Etagen begehbar, vom Hauptstollen zweigen zahlreichen stumpf endende Wege ab.

Ulrich Magin
Unter der Erde: Unterirdische Anlagen in Deutschland von der Steinzeit bis heute
Nikol, ISBN: 978-3868208344
Hardcover, 216 Seiten, 12,95 €
Das Buch ist in jeder Buchhandlung und bei allen Versendern erhältlich.