Marsmenschen in der Sahara? – Die Felsbilder von Tassili

Rundköpfe und der „Große Gott‘“ von Sefar (Lhote 1959, Pl. II)

Das Tassili-Massiv in der Sahara (Algerien) ist reich an prähistorischen Felszeichnungen. Darunter finden sich seltsame Figuren mit runden Köpfen, die den modernen Betrachter an Astronauten in Raumanzügen erinnern. Stimmt es, dass bereits der Entdecker Henri Lhote in diesen rundköpfigen „Marsmenschen“ Abbildungen von Außerirdischen erkannte – und ist eine solche Deutung im Sinne Erich von Dänikens mit den Befunden vereinbar?

Henri Lhote und die „Marsmenschen“

Mit den Felsbildern von Tasili untrennbar verbunden ist der Name von Henri Lhote (1903–1991). Der französische Forschungsreisende und Ethnologe war ein Schüler von Henri Breuil, dem Begründer der Erforschung der frankokantabrischen Höhlenkunst. In einer anderthalbjährigen Expedition 1956 bis 1957 dokumentierte Lhote zahlreiche prähistorische Felsbilder in der Sahara, denen er einen Status ebenbürtig mit den berühmten Höhlenmalereien Frankreichs zuschrieb.    
Die Datierung der mehr als 15 000 Abbildungen von Menschen und Tieren bleibt bis heute umstritten; Schätzungen schwanken zwischen einem Alter von sechs- bis zwölftausend Jahren.[1] Viele seiner Entdeckungen beschrieb Lhote in dem populärwissenschaftlichen Buch A la découverte des fresques du Tassili (1958, dt. Die Felsbilder der Sahara). Auf dieses geht auch die Bezeichnung eines gewissen Bildtypus als „Marsmenschen“ zurück, die unweigerlich Eingang in die Literatur der Prä-Astronautik fand.

Am Sandsteinmassiv von Jabbaren (Tuareg für „Riesen“ nach den dortigen Felsbildern) stieß Lhote 1938 auf einige der ältesten und schließlich berühmtesten Felszeichnungen.[2] Neben zahlreichen Tierdarstellungen und verschiedenen Mischwesen (darunter gehörnte Menschen und ein Wesen mit Elefantenkörper und Giraffenkopf) finden sich dort rundköpfige humanoide Gestalten, die Lhote als „Marsmenschen“(Martian)-Typus bezeichnete.[3]  

“Großer Marsgott”, Jabbaren (Lhote 1959, Abb. 21)

Besonders eindrucksvoll ist der rund sechs Meter messende „große Marsgott“ (Abb. 21), dessen seitliche Kopfstrukturen an einen Helm erinnern. Neben diesem treten auch „Rundköpfe“ mit Schwänzen und ohne nähere Gesichtsstrukturen auf (Abb. 22). Manche der Marsianer besitzen kleine, spitze Brüste und sind somit anscheinend als weiblich klassifiziert (Abb. 22, Pl. II). Nach den „Rundköpfigen“ benannte Lhote die mutmaßlich älteste Stilperiode der Tassili-Bilder. Auf diese folgt später eine „bovine“ Periode mit vielen Darstellungen von Rindern.[4]
Ein gewaltiges Felsbild an der Fundstelle Sefar zeigt neben mehreren weiblichen „Rundköpfen“ eine riesige humanoide Gestalt mit unförmigem Kopf, die Lhote als „großen Gott“ bezeichnete (Pl. II – Titelbild oben). Die ritualhafte Handlung und die Darstellung einer anscheinend gebärenden Frau deuten bei diesem Bild auf den Kontext eines Fruchtbarkeitskultes hin.[5]

Die Schattenseiten des Henri Lhote

Lhotes Entdeckungen erregten seinerzeit gewaltiges Aufsehen, noch verstärkt durch eine prominente Ausstellung der Felsbilder 1957–1958 im Pariser Musée des Arts décoratifs. In jüngerer Vergangenheit jedoch regte sich zunehmend Kritik an der Person Henri Lhote und seinem Vorgehen. In seinem Essay The Lesser Gods of the Sahara (2002) erhob der Anthropologe Jeremy Keenan zahlreiche Vorwürfe gegen den „Entdecker“ der Tassili-Bilder: Lhotes Expedition fand während des Höhepunktes der Algerischen Revolution statt – und obwohl ihm selbst keine aktive Beteiligung an politischen Vorgängen zu bescheinigen ist, so steht sie doch im Kontext des französischen Kolonialismus und zementierte den Anspruch Frankreichs auf „kulturelle Hegemonie“ in der Region. Zahlreiche Aussagen Lhotes über die einheimischen Tuareg sind nach heutigen Standards klar als rassistisch zu bewerten.  
Tatsächlich waren viele der Felsbilder bereits im 19. und frühen 20. Jahrhundert von verschiedenen Forschern besucht und beschrieben worden. Abgesehen von einer nebensächlichen des Lieutenants Brenans verschwieg Lhote diese Vorgängerarbeiten jedoch und stellte die Felsbilder weitgehend als seine eigenen Neuentdeckungen dar. Manchmal sogar mehr als das: Durch Aussagen verschiedener Zeugen kam im Laufe der Jahrzehnte ans Licht, dass mehrere der im Buch abgebildeten Felsbilder offenbar von Mitgliedern der Expedition selbst angefertigt worden waren – darunter vor allem mehrere, in denen Lhote einen gewissen ägyptischen Einfluss zu erkennen glaubte. Unter den nachgewiesenen Fälschungen (mindestens acht) befindet sich keine der oben genannten „Marsmenschen“-Abbildungen, doch steht somit zwangsläufig auch deren Authentizität in Zweifel.           
Im Zuge der Expedition ließ Lhote von Einheimischen so viele prähistorische Relikte wie möglich einsammeln, was die Gegend geradezu „archäologisch sterilisiert“ zurückließ. Eine angemessene wissenschaftliche Aufarbeitung und nötige stratigraphische Untersuchungen fanden dagegen nicht statt, sodass die chronologische Einordnung der Felsbilder bis heute Schwierigkeiten bereitet. All jene Objekte, die er nicht dem Musée de l’Homme in Paris verkaufen konnte, wanderten in Lhotes umfangreiche Privatsammlung. Die noch auffindbaren Objekte sind heute Gegenstand von Restitutionsforderungen. Beim Kopieren der Felsbilder selbst wandte Lhote schließlich auch eine verheerende Technik des Waschens an, um die Abbildungen besser sichtbar zu machen, die unbeabsichtigt zur nachhaltigen Beschädigung bis Zerstörung vieler Felsbilder führte.[6]

Deutung als Außerirdische

Gehörnte Gestalt und Frau, Aouanrhet (Lhote 1959, Abb. 37)

Es verwundert kaum, dass die ungewöhnlichen Figuren nach ihrer Wiederentdeckung auch exzentrische Interpretationen inspirierten. Bereits in seinen beiden ersten Werken Erinnerungen an die Zukunft (1967) und Zurück zu den Sternen (1969) stellte Erich von Däniken eine Deutung der „Rundköpfe“ von Tassili als Außerirdische vor: „Uns will, ohne die Phantasie sonderlich zu strapazieren, scheinen, daß der große Marsgott in einem Raum- oder Taucheranzug dargestellt wurde. Auf seinen wuchtigen, plumpen Schultern liegt ein Helm, der durch eine Art von Gelenk mit dem Rumpf verbunden ist. Dort, wo Mund und Nase hingehören, zeigt der Helm verschiedene Schlitze.“[7]      
Nach Däniken zeigt eine andere Figur (Abb. 37) „auf Armen und Schenkeln antennenähnliche Auswüchse. Der Helm hat Schlitze für Augen, Nase und Mund.“[8] Ein schwerelos dahingleitender „Rundkopf“ des Fundplatzes Ti-n-Tazarift (Abb. 43), von Lhote als „Schwimmer“ bezeichnet, deutet er als Gestalt in einem „enganliegenden Raumfahreranzug mit Steuergeräten an den Schultern und Antennenstäben am Schutzhelm“[9]. Den „großen Gott“ von Sefar nennt Däniken im Kontext von Riesen.[10]

“Schwimmer”, Ti-n-Tazarift (Lhote 1959, Abb. 43)

In diesem Fall aber war Erich von Däniken nicht der erste, der das Motiv der Außerirdischen in die Diskussion um die Tassili-Felsbilder einführte. Bereits Henri Lhote selbst bezeichnete die Rundköpfe als „Marsmenschen“, weshalb er von verschiedenen Quellen als früher Vertreter der Prä-Astronautik genannt wird. So schreiben etwa die deutsche und englische Wikipedia (Stand Juli 2022) im Artikel über Lhote:

„Nach grundlegenden Forschungen stellte Lhote die Hypothese auf, dass die humanoiden Zeichnungen Außerirdische darstellen. Fremde Intelligenzen hätten vor langer Zeit die Erde besucht und die Entwicklung der Menschheit entscheidend beeinflusst. Wegen ihrer hohen technischen Überlegenheit seien diese Astronauten von den Urmenschen für Götter gehalten worden.“

„In his book The Search for the Tassili Frescoes: The story of the prehistoric rock-paintings of the Sahara (1958), Lhote publicized the hypothesis that the humanoid drawings at Tassili represented space aliens. He baptized one particularly large and curious figure “Jabbaren” and described him as the “great Martian god.” The popular press gave a lot of attention to this hypothesis of a prehistoric close encounter, and Lhote’s arguments were later incorporated into the evidence assembled by Erich von Däniken for the thesis that ancient extraterrestrial astronauts visited the Earth in prehistoric times.“

Henri Lhote – vielleicht kein guter Archäologe, aber ein Vertreter und Vordenker pseudowissenschaftlicher Alien-Theorien?         
Tatsächlich beruht diese Zuschreibung auf einem Missverständnis. In seinem Buch erklärt Lhote selbst, wie er auf die Bezeichnung „Marsmenschen“ für die prähistorischen Rundköpfe kam:

„Die Umrisse sind einfach und kunstlos, der runde Kopf, bei dem als einzige Besonderheit ein doppeltes Oval in der Mitte des Gesichts angedeutet ist, erinnert an das Bild, das wir uns gewöhnlich vom Marmenschen machen. Marsmenschen! Wäre das nicht ein zugkräftiger Titel für eine Sensationsreportage, der ungeahnte Perspektiven erschließt! Sollten Marsmenschen wirklich in die Sahara gekommen sein, dann nur vor Jahrtausenden, denn die Malereien der Rundköpfe im Tassili sind, soweit wir wissen, die allerältesten.“[11]

In der Tat zeichnet Lhote hier ein prä-astronautisches Szenario. Während das Thema in der Grenzwissenschaft der 50er Jahre noch ein Nischendasein fristete und erst ein Jahrzehnt später durch Erich von Däniken popularisiert wurde, waren Ideen dieser Art in der zeitgenössischen Science-Fiction (man denke etwa an die Werke von H. P. Lovecraft) längst etabliert. Und so zeigt auch das genannte Zitat eben nicht, dass Lhote ein derartiges Szenario ernsthaft in Erwägung zog. Vielmehr bezog er sich satirisch auf die Darstellung von Außerirdischen in der zeitgenössischen Populärkultur. Nicht Belege und ernst gemeinte Theorien sind Grund für die Bezeichnung als “Marsmenschen”, sondern allein die oberflächliche Ähnlichkeit zu einem bereits damals etablierten Klischee der Science-Fiction.

Die weibliche Figur „Antinea“ – wahrscheinlich eine moderne Fälschung (Lhote 1959, Abb. 33)

Auch wenn er die Bezeichnung „Marsmenschen“ für den Stil der Rundköpfe noch an anderer Stelle verwendete, so finden sich im Buch keine weiteren Aussagen zu Außerirdischen. Dabei sind die „Marsmenschen“ noch nicht einmal ein Einzelfall, denn kreative Namen vergab Lhote auch für andere Felsbilder: So taufte er etwa eine weibliche Figur bei Jabbaren nach der Romanfigur von Pierre Benoit Antinea, explizit ohne damit etwas über die tatsächliche Bedeutung des Kunstwerks aussagen zu wollen.[12]   
Tatsächlich distanzierte sich Lhote sogar deutlich von bestimmten grenzwissenschaftlichen Themen. Den Spekulationen gewisser „theosophischer Sekten“, die die in der Sahara entdeckten Relikte mit dem legendären Atlantis identifizierten, konnte er nichts abgewinnen; Platons Atlantis-Bericht betrachtete er als reine Fiktion.[13]

Auf einem Missverständnis basiert auch die bisweilen zu lesende Behauptung, Lhote habe den von ihm entdeckten „Marsgott“ Jabbaren genannt. Tatsächlich ist Jabbaren der einheimische Name des Felsmassivs, wo das Bild gefunden wurde, nicht ein selbst erfundener Fantasiename für das prähistorische Wesen. Bei den Unterschriften der Abbildungen in seinem Buch gibt Lhote immer den Fundort vor dem dargestellten Motiv an, in diesem Falle: „Jabbaren. Der große Marsgott.“[14] Diese Betitelung scheint von Menschen, die nur das einzelne Bild betrachteten, ohne den zugehörigen Text zu lesen, missverstanden worden zu sein. 
Henri Lhote kann man also nicht als ernsthaften Vordenker der Prä-Astronautik betrachten – mit seinen ironischen Bezeichnungen bereitete er nur den Weg für die spätere Rezeption der Abbildungen durch Grenzwissenschaftler wie Erich von Däniken.

Abbildungen von Außerirdischen?

Könnte aber, unabhängig von den Ansichten Lhotes, die Deutung der „Rundköpfe“ als Außerirdische in Raumanzügen dennoch berechtigt sein?      
In manchen Darstellungen (Abb. 22) scheinen die „Marsmenschen“ neben normalen Menschen aufzutreten, was eine Verschiedenheit von diesen nahelegt. Doch um aus den Abbildungen Schlüsse zu ziehen, sollten wir zunächst unseren eigenen Erkenntnisprozess hinterfragen: 
Die Erscheinung der „Rundköpfe“ entspricht nicht etwa der von Außerirdischen – denn deren Aussehen, so sie denn existieren, kennen wir nicht. Sie entsprechen vielmehr, wie bereits Lhote betonte, unserem popkulturellen Bild von Außerirdischen. Genauer: Dem Bild von Menschen in klobigen Raumanzügen, wie sie in Raumfahrt und Science-Fiction der 50er bis 60er Jahre allgegenwärtig waren. Man mag bezweifeln, ob Raumanzüge selbst in einhundert Jahren noch so aussehen wie heute. Und ob dies sogar für eine nichtmenschliche, vielleicht technologisch um Jahrtausende fortgeschrittene außerirdische Zivilisation gelten würde, bleibt natürlich reine Spekulation. Ebenso wirken äußere Antennen an Raumanzügen, wie Däniken sie zu erkennen meint, mittlerweile eher wie ein ikonographisches Relikt des vergangenen Jahrhunderts.           
Von akademischer Seite vorgeschlagen wurde eine Deutung der seltsamen Gesichter als Masken, die Menschen in kultischen Zusammenhängen trugen. In der Tat finden sich in Sefar auch verschiedene Darstellungen von Masken bzw. Menschen mit Masken (Abb. 52/53), die solchen gleichen, die zu Lhotes Zeiten angeblich noch immer in Westafrika Verwendung fanden.[15] Für die prähistorischen „Marsmenschen“ ist ein solcher Zusammenhang ebenfalls denkbar, wenn auch nicht zu belegen. Auch Masken sind also eine bloße Spekulation, doch gemäß dem wissenschaftlichen Sparsamkeitsprinzip („Ockhams Rasiermesser“) sicher eine naheliegendere Annahme als außerirdische Besucher. Wie allzu häufig bei der Beschäftigung mit prähistorischer Kunst bleibt die ernüchternde Feststellung, dass sich Bilddarstellungen einer schriftlosen Kultur, wann immer sie vom bloßen Naturalismus abweichen, nicht mehr verstehen lassen. Hierfür bräuchte man Wissen um künstlerische Konventionen, die Symbolik und nicht zuletzt die Mythologie der fraglichen Zivilisation, kurz die kulturelle Matrix der damaligen Geisteskultur – doch ist all dies zu unserer Enttäuschung längst vergangen und nicht länger rekonstruierbar. Jede weitere Interpretation bleibt Spekulation und vermag sich einzig auf oberflächliche Erwägungen zur Plausibilität zu stützen.

“Rundköpfe” (u.a. Bogenschütze), Jabbaren (Lhote 1959, Abb. 22)

Bei näherer Betrachtung zeigen sich jedoch mehrere Details, die mit der Interpretation als Darstellungen hochtechnisierter Außerirdischer schwer vereinbar sind: Einige der weiblichen „Rundköpfe“ in Pl. II (um den „großen Gott von Sefar“ herum) besitzen eindeutig Brüste sowie teilweise die Andeutung von Schamlippen. Dies bedeutet, dass sie offenbar nackt dargestellt sind und nicht etwa Raumanzüge tragen. Einer der „Rundköpfe“ in Abb. 22 trägt in seiner Hand außerdem einen Bogen. Eine solch primitive Waffe wäre für technologisch fortgeschrittene Außerirdische allerdings ein reichlich seltsamer Anachronismus.
Was genau die steinzeitlichen Bewohner des Tassili-Massivs mit ihren Felsbildern darstellten – ob Schamanen, mythische Wesen, eine uns nicht mehr verständliche Symbolsprache oder gar außerirdische Besucher – wird sich niemals sicher klären lassen. Die letztere Hypothese dürfte aber eher eine Projektion moderner Sehgewohnheiten darstellen als eine plausible Erklärung für die dargestellten Motive.

Eine kuriose Parallele

Figurine aus Cuenca, Ecuador (Links: El Libertario / Rechts: am-sur-com)

Wenn es sich tatsächlich, wie von den Anhängern der Prä-Astronautik angenommen, um Darstellungen jener Außerirdischen handeln sollte, die angeblich so viele verschiedene Kulturen besuchten – müssten sich dann nicht ganz ähnliche Darstellungen unabhängig voneinander in verschiedenen alten Kulturen finden?    
Normalerweise gehen die vergleichenden Erwägungen der Prä-Astronautik nicht über oberflächliche Parallelen hinaus. Die in einschlägigen Publikationen dargestellten Reliefs, Statuen und Figurinen teilen zwar den oberflächlichen Anschein technologischer Details wie das Vorhandensein irgendeiner Form von Helmen, unterscheiden sich ansonsten jedoch meist viel zu sehr untereinander, als dass sie eine gemeinsame Grundlage bestätigen würden. Die Rundköpfe von Tassili bilden dabei aber vielleicht eine kuriose Ausnahme.      
Eine Keramikfigurine der Jama-Coaque-Kultur in Ecuador, aufbewahrt im Museo de las Culturas Aborigines in Cuenca, besitzt einen ähnlichen runden Kopf mit seitlichen Aufsätzen („Schläuchen“?), einer runden Mund(?)öffnung und einer Art Collier oder Halskragen, der Körperbau ist recht gedrungen und stämmig. Oberflächlich sieht sie damit dem „Großen Marsgott“ von Jabbaren nicht unähnlich. Obgleich die Figurine in grenzwissenschaftlichen Werken wiederholt als mutmaßlicher „Prä-Astronaut“ erwähnt wird[16] und sogar in der grenzwissenschaftlichen Ausstellung Unsolved Mysteries zu sehen war, scheint zu meiner eigenen Verwunderung aber bislang keiner der einschlägigen Autoren einen Zusammenhang zu den „Marsmenschen“ von Tassili hergestellt zu haben.      
Wahrscheinlich dürfte es sich bei der Ähnlichkeit um einen bloßen Zufall handeln. Abgesehen davon, dass die Figurine aus Ecuador viele Jahrtausende jünger zu datieren ist – wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich irgendwo in der weltweiten Kulturgeschichte der letzten zehntausend Jahre mindestens eine Darstellung mit oberflächlicher Ähnlichkeit zum “Marsgott” von Jabbaren findet? Eine Beweisführung lässt sich daraus nicht konstruieren – eine unterhaltsame Parallele bleibt es aber ohne Zweifel.

Quellen

Coulson, D. / Campbell, A.: Rock Art of the Tassili n Ajjer, Algeria

Däniken, E, von 2015 (11967): Erinnerungen an die Zukunft. Ungelöste Rätsel der Vergangenheit, Rottenburg.

Däniken, E. von 2015 (11969): Zurück zu den Sternen. Argumente für das Unmögliche, Rottenburg.

Habeck, R. 2008: Dinge, die es nicht geben dürfte. Mysteriöse Museumstücke aus aller Welt, Wien.

Habeck, R. (Hg.) 2001: Unsolved Mysteries. Die Welt des Unerklärlichen, Mauerbach/Wien.

Keenan, J. 2004: The Lesser Gods of the Sahara. Social Change and Contested Terrain amongst the Tuareg of Algeria. Cass Series – History and Society in the Islamic World 7, London/Portland.

Lhote, H. 1958 u.a.: A la découverte des fresques du Tassili, Paris.
= Lhote, H. 1959: The search for the Tassili frescoes; the story of the prehistoric rock-paintings of the Sahara, London u.a.
= Lhote, H. 1963: Die Felsbilder der Sahara. Entdeckung einer 8000-jährigen Kultur, Würzburg u.a.[17]

Artikel zuerst erschienen 2019, überarbeitete Fassung 2022.


[1] Coulson/Campbell, 5 f.

[2] Lhote 1959, 67–69.

[3] Lhote 1959, 69, 71.

[4] Lhote 1959, 192 ff.

[5] Lhote 1959, 207.

[6] Zu allen Kritikpunkten siehe Keenan 2004, 163–191 (überarbeitete Reproduktion des Artikels).

[7] Erinnerungen an die Zukunft (Kopp 2015), 47.

[8] Zurück zu den Sternen (Kopp 2015),71.

[9] Zurück zu den Sternen (Kopp 2015), 18.

[10] Zurück zu den Sternen (Kopp 2015), 49.

[11] Lhote 1963, 88.

[12] Lhote 1959, 182.

[13] Lhote 1959, 181–190.

[14] Lhote 1963, 88.

[15] Lhote 1959, 223.

[16] u.a. Habeck 2008, 146 f / Habeck (Hg.) 2001, 209.

[17] Ich habe mich entschieden, vorwiegend aus der englischen Ausgabe zu zitieren, da diese im Internet allgemein zugänglich und daher leichter überprüfbar ist.