Indianer in Europa vor Kolumbus?
„Amériquains“ im Codex canadiensis, spätes 17. Jh. (Wikimedia Commons)
Es gibt sicherlich dutzende, wenn nicht mehr Bücher, die über Kontakte zwischen Europa und Amerika vor Kolumbus spekulieren – aber in ihnen geht es immer nur um Kelten, Phönizier oder Atlanter, die Amerika vor 1492 besucht und erforscht haben sollen.
Wenn aber Europäer nach Amerika gelangten – warum sollten dann nicht ebenso amerikanische Ureinwohner nach Europa gelangt sein? Kolumbus selbst hat Berichte über „Inder“ gesammelt, die es nach den Azoren und nach Irland verschlagen hatte, und aus der Römerzeit gibt es ähnliche Meldungen über „Inder“ an der Westküste Europas.
Dieser Beitrag will solche Berichte, Meldungen und Thesen aufführen und – wenn und wo nötig – bewerten bzw. Einschätzungen anderer Forscher aufführen. Der Hinweis [ungeprüft] hinter einem Eintrag bedeutet, dass mir der Fall nur aus zweiter oder dritter Hand bekannt ist und noch der Nachforschung bedarf. Dass die meisten hier aufgelisteten Quellen Texte von „alternativen Archäologen“ sind, denen man nicht blindlings vertrauen darf, muss wohl nicht eigens betont werden.
Indianer entdecken Europa
- Als im 19. Jahrhundert in dem französischen Dorf Chancelade im Département Dordogne prähistorische Menschenreste entdeckt wurden, hielt man sie aufgrund ihrer Charakteristika für Eskimos. Diese Ansicht gilt heute als rassistisch und überholt.[1] Der alternative Archäologe Marcel Homet[2] ergänzt, dort seien auch Reste eines „grönländischen Seehunds“ entdeckt worden.
- Homet[3] behauptet zudem, im spanischen Alpara habe man altsteinzeitliche Felsbilder von zwei „tanzenden Indianern […] mit Federkronen“ gefunden.[4] Dieser Ort und dieses Felsbild ließ sich – außer als Zitat nach Homet – nirgendwo nachweisen. Es gibt eine Pla d’Alpara bei Ciutadella auf Menorca und einen Puig d’Alpara bei Artà auf Mallorca, der Ortsname ist also katalanisch. Ansonsten müssen populäre archäologische Benennungen wie „tanzende Indianer“ nicht unbedingt wissenschaftliche Deutungen sein, sondern einfach nur griffige Namen.
- Auf derselben Seite lockt Homet[5] mit einem Hinweis auf eine von Archäologen nicht anerkannte ägyptische Statue mit „Federkopfschmuck“ – so, als müssten altsteinzeitliche Indianer dieselben Federkronen getragen haben wie die Prärieindianer des 19. Jahrhunderts.
- Übrigens sollen auch am asiatischen Ende des eurasischen Kontinents Indianer entdeckt worden sein. Robert Charroux schreibt, „im nordöstlichen Sibirien wurden 1964 indianische Skelette undSchmuckgegenstände gefunden, deren Alter auf mehr als 15000 Jahre geschätzt wird.“[6] Da nach damaliger Lehrmeinung die Indianer erst zu dieser Zeit aus Asien über die Beringstraße nach Nordamerika eingewandert sein sollten, muss man davon ausgehen, dass Charroux hier Vorfahrer der Indianer, die noch einwandern werden, mit ausgewanderten Indianern verwechselt hat.
- Kevin Smith vom Buffalo Museum of Science fand auf Westisland einen Quarzkern, von dem offenbar mehrere Klingen abgeschlagen worden waren und zu dem vergleichbare Objekte (etwa 3000 Jahre alt) nur in Nordamerika entdeckt worden waren.[7] [ungeprüft]
- Inuit (Eskimos) sollen auf den Orkneys gelandet sein – man habe bei Ausgrabungen in Irland und Schottland Harpunen der Inuit entdeckt.[8] [ungeprüft] Zu den Inuit auf den Orkneys folgt ab dem 17. Jahrhundert mehr.
- Die berühmteste Geschichte über Indianer in Europa stammt aus der Naturgeschichte von Plinius dem Älteren. Er selbst verweist als Quelle auf Cornelius Nepos (ca. 100 – ca. 25 v. Chr.).[9] Jason Colavito hat die Zitate veröffentlicht und bewertet. Plinius sagt (2,67): „Derselbe Cornelius Nepos berichtet, wenn er von der nördlichen Umfahrung handelt, dass Q. Metellus Celer, der Mitkonsul des L. Afranius, damals aber nur Prokonsul in Gallien [60 n. Chr.], ein Geschenk in Form gewisser Inder vom König der Sueben erhielt. Sie waren aus Indien zum Zwecke des Handels dorthin gesegelt, und ein Sturm hatte sie nach Germanien verschlagen. Daraus kann man folgern, dass das Meer das Festland zur Gänze umgibt.“ Eine weitere Erwähnung findet sich bei Pomponius Mela in De Situ Orbis (3.45, um 43 n. Chr.), der ebenfalls Nepos als Quelle hat: „Als er [Celer] Prokonsul in Gallien war, überreichte ihm der König der Boter gewisse Inder als Geschenk; als er fragte, wie sie in das Land gekommen seien, erfuhr er, dass sie in indischen Gewässern von einem Sturm erfasst worden seien, die Regionen dazwischen überquert hätten und letztendlich an den Gestaden Germaniens gelandet seien.“
Jason Colavito merkt dazu an, dass Mela als notorisch unzuverlässiger Berichterstatter bekannt sei und weist darauf hin, dass wir in diesem Bericht nur an Indianer denken, weil Kolumbus die Ureinwohner Amerikas fälschlich als Inder bezeichnet hatte. Hätte er sie Kariben genannt, wer würde da heute bei einem antiken Bericht über Inder an Amerika denken? - Nach Donnelly[10] erzählt der antike Autor „Aelian, in seiner ‚Varia Historia‘ (Buch iii., Kap. xviii.), dass Theopompus (400 v. Chr.) Einzelheiten über ein Gespräch zwischen Midas, dem König von Phrygien festhält, in dem Silenus vom Vorhandensein eines großen Kontinents jenseits des Atlantiks berichtet, ‚größer als Asien, Europa und Libyen zusammen‘. Dort lebe, so sagt er, ein Volk namens Meropen in ausgedehnten Städten. Sie waren der Ansicht, allein ihr Land sei ein Kontinent. Einige von ihnen überquerten aus Neugier den Ozean und besuchten die Hyperboreer.“ [ungeprüft]
- Auf einer Insel im Atlantik sollen nach einem Bericht des griechischen Autors Pausanias (2. Jahrhundert n. Chr., I, 23,6) antike Seefahrer Menschen mit Pferdeschwanz begegnet sein. In der spekulativen Literatur wird das entweder als Bericht über eine antike Amerikafahrt gewertet oder ab als Beleg, dass Indianer die Azoren oder die Kanaren erreicht hätten.[11] Jörg Dendl zitiert die ganze Stelle, es handelte sich um Fabelwesen, die Pferdeschwänze hatten – nicht die Haare zum Pferdeschwanz gebunden![12]
- Harald Braem behauptet, ein Taucher habe vor Fuerteventura (Kanaren) „mehrere olmekische Tonstatuetten“ entdeckt.[13] Er gibt aber zu: „sofern die Figuren nicht als Beutegut von spanischen Schiffen späterer Zeit stammen“, was viel eher wahrscheinlich ist. [ungeprüft]
- Der Amerikaner Howard Sandotform behauptet 1965, die Ruinen von Strechford, Schottland, stammten von Azteken, die Europa im 7. Jahrhundert erreicht hätten. Es handle sich aber um Megalithbauwerke.[14] [ungeprüft, aber ich konnte weder einen Howard Sandotform noch einen Ort Strechford in Schottland finden]
- Um das Jahr 1000 muss es Indianer – oder Nachfahren von solchen – auf Island gegeben haben. Jüngste genetische Studien fanden mehr als 80 Isländer mit einer genetischen Variante, die sonst nur bei Indianern in Nordamerika vorkommt. Offenbar lässt sich ihr Aufkommen um das Jahr 1000 datieren.[15] Natürlich ist es wahrscheinlich, dass die um diese Zeit in Neufundland nachgewiesenen Wikinger eine Indianerfrau nach Island verschleppten.
- Donnelly[16] behauptet, dass die Nordmänner, als sie Island entdeckten, ein Archipel dort Westmännerinseln nannten. Gemeinhin hält man das für einen Hinweis auf die irischen Mönche, die dort bereits siedelten und Kirchengeräte und heilige Schriften mit sich führten – aber, so Donnelly, Männer aus dem Westen könnten keine Iren, sondern müssten Indianer gewesen sein. Die Bücher und Glocken wären demnach atlantischen Ursprungs gewesen. Kein heutiger Historiker vertritt eine solche Ansicht.
- Donnelly[17] schreibt zudem: „Es ist nicht einmal sicher, ob nicht den Kolonisten aus Atlantis, die sich in Irland in einem Zeitalter lange vor Sir Walter Raleigh niederließen, der Gebrauch von Tabak bekannt war. Eine große Anzahl von Pfeifen wurde in den Raths und Tumuli Irlands gefunden, die, so kann man aus gutem Grund annehmen, von Menschen der prähistorischen Zeit dort abgelegt wurden. Die Abbildung auf S. 63 stellt einige der sogenannten ‚Dänenpfeifen‘ dar, die sich jetzt in der Sammlung der Royal Irish Academy befinden. Die Dänen kamen viele Jahrhunderte vor Kolumbus nach Irland, und wenn die Pfeifen ihnen gehören, müssen sie in dieser frühen Zeit Tabak oder einen Ersatz dafür verwendet haben. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass die Hügelgräber Irlands Tausende von Jahren älter sind als die Dänen.“ [ungeprüft]
- Donnelly[18] schreibt: „‚Das Rindenkanu Amerikas war in Asien und Afrika nicht unbekannt‘, während die Fellkanus unserer Indianer und Esquimaux an den Ufern der Themse und des Euphrat gefunden wurden. In Peru und am Euphrat wurde der Handel auf Flößen betrieben, die von aufgeblasenen Häuten getragen wurden. Sie werden noch heute auf dem Tigris verwendet.“ Donnelly postuliert natürlich keine indianischen Besucher, sondern gemeinsame atlantische Vorfahren, dennoch sind diese Fakten für beide Behauptungen recht schwache Belege.
- 1153 soll ein Kanu mit Indianern nach einem Unwetter bis nach Lübeck getrieben sein. Die Insassen gaben an, sie „kämen aus einem fischreichen Land“. Das Kanu war noch im 19. Jahrhundert am Sitz der „Gesellschaft der Fischer“ ausgestellt.[19] Dem widerspricht ein Wikipedia-Eintrag: „In Wandvitrinen [der Schiffergesellschaft] werden vielerlei maritime Gegenstände zur Schau gestellt. In der Schiffergesellschaft befindet sich das vermutlich älteste datierte vollständig erhaltene Kajak, das wahrscheinlich von einer dänischen Grönlandexpedition von 1605/6 stammt.“[20]
- Zwischen 1150 und 1700 soll es 37 Fälle von Kanus und Kajaks mit Indianern und Eskimos gegeben haben, die es bis nach Europa schafften (darunter auch die hier im Artikel angeführten Beispiele). Meistens lagen Leichen in den Booten, die Fälle stammen aus Norwegen, England, Westschottland, von den Neuen Hebriden (eine Inselgruppe der Südsee – es sind wohl eher die Äußeren Hebriden von Schottland gemeint), Island und den Kanaren. Die Kanus werden u.a. im Völkerkundemuseum in München, in Museum für Naturgeschichte in Edinburgh [siehe 1688], im Museum von Aberdeen [siehe 1800], im Dom von Trondheim und in der Kirche von Bourre [richtig: Burray, siehe 1636] auf den Orkneys aufbewahrt.[21] Ein Kajak im Dom zu Trondheim (früher Nidaros) konnte ich nicht bestätigen, wohl aber, dass dort Briefe über erste Begegnungen der Norweger und Isländer mit grönländischen Eskimos aus der Zeit um 1300 aufbewahrt waren.
- Im Mittelalter erreichten „rote Männer“ Portugal.[22] [ungeprüft, könnte sich aber auf die Azoren beziehen.]
- Kolumbus berichtete von Indern, deren Kanus 1410 vor der deutschen Küste Schiffbruch erlitten hatten.[23] Das stimmt nicht, einen solchen Bericht gibt es von Kolumbus definitiv nicht. Vermutlich handelt es sich um eine Verwechslung mit Galway.
- Als Kolumbus Galway in Irland besuchte, sah er dort mehrere Leute, die ihn an Nordamerikaner erinnerten.[24] Das ist simplifiziert: Kolumbus, der 1477 Irland und Island bereist hatte, vermerkte in einer Randnotiz auf seinem Exemplar des Buchs Historia Rerum von Enea Silvio Piccolo: „Männer aus Cathay, das im Osten liegt, kamen hierher. Wir haben viele bemerkenswerte Dinge gesehen, vor allem in Galway in Irland, einen Mann und eine Frau von seltsamer Erscheinung in einem treibenden Boot [bzw. „auf zwei Baumstämmen“].“[25] Cathay ist das alte Wort für China.
- Um 1490 sind ähnliche Menschen auch auf den Azoren gelandet. Fernando Kolumbus schreibt in seinem Buch über seinen Vater Christoph: „Auf der Insel Flores, einer der Azoren, warf die See auch einmal zwei Leichen an den Strand, mit breiten Gesichtern und überhaupt von ganz anderem Aussehen als Christenmenschen.“[26]
- Eskimos erreichten 1506 und 1509 über die Seine Paris. Im zweiten Boot befanden sich ein lebender und sechs tote Eingeborene, die zu König Ludwig XII. gebracht wurden.[27] [ungeprüft]
- 1562 landeten Indianer in der Bretagne.[28] [ungeprüft]
- 1577 strandete ein leeres Kajak an der holländischen Küste.[29] [ungeprüft]
- Über die Kirche St. Lawrence auf der Orkney-Insel Burray schrieb der Rev. Walter Stewart 1636: „In der Mitte hängt von einem hohen Balken das Boot, wunderbar anzuschauen, eines Mannes aus Grönland.“[30] Dieses Kajak muss irgendwann um 1700 verschwunden sein, 1883 wurde es definitiv nicht mehr angetroffen.[31] Forbes (2007) hält es für den Beleg eines echten Besuchs von Eskimos in Schottland, Struthers[32] weist darauf hin, dass es von Walfängern aus der Davis Straits mitgebracht wurde.
- „Finnmen“ werden 1682 vor der Orkneyinsel Eday und 1684 vor Westray gesehen.[33] Finnman ist ein schottisches Wort, das eigentlich eine Art Wassergeist in menschlicher Form beschreibt. Man hielt die Finn-Männer für Bewohner des Minch, der Meeresstraße zwischen Schottland und der Hebriden, und dann eine Art dämonischer Meermänner.[34] Im 19. Jahrhundert gingen Anthropologen davon aus, dass es sich um verirrte Finnen bzw. Lappen in Kanus handelte. Da es aber eine Art Meermänner waren, müssen solche Berichte nicht mehr Authentizität für sich in Anspruch nehmen als Sichtungen von Nixen. Deren Realitätsstatus ist unklar, aber man würde sie nicht, wie die Finn-Männer als Indianer, als Beleg für Kontakte mit Wassermenschen halten!
Der Bericht stammt von James Wallace, dem Pfarrer von Kirkwall auf der Orkney-Hauptinsel. Er schrieb um 1688 in seinem Buch Description of the Isles of Orkney: „Manchmal erblickt man in diesem Lande Männer, die man die Finnmen nennt. Im Jahre 1682 sah man einen, der zuweilen segelte, zuweilen auch in seinem kleinen Boot am Südende der Insel Eda auf und ab ruderte. Die meisten Einwohner des Eilandes eilten dorthin, um ihn zu sehen, dann ertüchtigten sie sich, ein Boot ins Meer zu setzen um sich ihm zu nähern, er aber flüchtete augenblicklich ganz behände. Und im Jahre 1684 erblickte man einen weiteren von Westra aus, danach fing man wenige oder keine Fische; den man sagt hier, diese Finnmänner vertrieben die Fische von dort wohin sie gelangten.“[35] - Um 1688 wurde ein Kajak an die medizinische Fakultät, das College of Physicians in Edinburgh, geschickt. James Wallace erwähnt es 1688 in seinem Buch Description of the Isles of Orkney. Es habe sich um das Boot eines Finn-Mannes gehandelt, zusammen mit einem Ruder und einer Harpune. Vermittelt wurde die Schenkung durch den NaturgelehrtenSir Robert Sibbald. Der Katalog der Sammlung in Edinburgh vermerkt das Kajak erstmals am 10. Mai 1695 als „A Fin-Man’s Boat from Orkney“ (Das Boot eines Finn-Mannes von den Orkney-Inseln).[36] Zu diesem Kajak gibt es zahllose Quellen, es soll auf den Orkneys gefunden worden sein.
- Auch im Marischal College, Aberdeen, wird ein Kajak aufbewahrt, dass der Institution 1800 vom Captain Gibbon geschenkt wurde – also wohl von einer Walfangfahrt nach Grönland mitgebracht wurde.[37]
- 1774 soll der Abbé Crillon nach einem Bericht des Paters Charlevoix in Tibet „eine Huronin aus Nordamerika getroffen haben, die den Pazifik überquert hatte“.[38] [ungeprüft]
Erklärungen und Deutungen
Es ist nicht auszuschließen, dass Indianer die Küsten Europas erreicht haben, und zwar vor und nach Kolumbus‘ Entdeckungsfahrt. Was die „Inder“ des Plinius oder die Menschen waren, über die Kolumbus von den Azoren und von Galway berichtete, lässt sich wohl nicht mehr feststellen. Aber ist es ein äußerst faszinierender und romantischer Gedanke, dass es Nordamerikaner – ob Indianer oder andere Völker wie z.B. Inuit – noch vor den Europäern geschafft haben sollen, den Atlantik zu überqueren. Es ist nicht auszuschließen, aber auch noch nicht nachgewiesen.
Einfacher ist die Bewertung bezüglich der vielen schottischen „Indianer“ und Kajaks. Feest listet dutzende von Kajaks in Schottland auf. Es besteht große Sicherheit, dass die meisten dieser Funde von europäischen Walfängern stammen, die nach der Entdeckung Amerikas die Fanggründe der Davis-Straße aufsuchten. Auch dass manchmal ein Kajak als von den Orkneys stammend vermerkt wurde, heißt nicht, dass es nicht zuvor von Walfängern aus Grönland dorthin gebracht wurde. Es gilt zudem zu beachten, dass seit dem Jahre 1000 Norweger in Grönland siedelten, die Kontakt nach Skandinavien unterhielten und bis 1492 einen eigenen Bischof hatten. Es können daher schon lange vor Kolumbus Europäer Kajaks von Inuit nach Europa gebracht haben – zum Beispiel das bislang nicht nachgewiesene Boot im Dom von Trondheim.
Ob die Finn-Männer Schottlands mehr Realität haben als Nixen oder Nessie müsste erst noch geklärt werden. Man hat sie gesehen, sie haben Unwetter gebracht oder Fische vertrieben, aber gefangen wurden sie nie. Sie galten auch nicht als fremde Menschen, sondern als übernatürliche Wesen.
Zu den „Eskimos“ (heute Inuit) muss noch gesagt werden, dass diese erst im Verlaufe unseres Mittelalters aus dem Nordwesten Kanadas nach Grönland einwanderten. Man nimmt an, dass sie Grönland erst um 1000, die gegenüberliegende amerikanische Küste (z.B. Labrador) erst um 1450 erreichten. Vor ihnen wurde Nordostkanada und Grönland von Menschen der sogenannten Dorset-Kultur besiedelt, von der nur archäologische Funde geblieben sind. Eskimos sind also auf keinen Fall vor Kolumbus nach Europa gelangt.
Der kuriose Ausdruck Finn-Männer könnte auf die Finnen zurückzuführen sein, wie man alle indigenen Völker Skandinaviens vor der Germanisierung der Halbinsel nannte. Finnen und Lappen sind verwandt mit Nomadenvölkern am Polarkreis, von denen wiederum die Inuit stammen.
Quellen
Berlitz, C. 1976: Das Atlantis-Rätsel, Wien.
Braem, H. 1988: Die Kanarischen Inseln – Auf den Spuren atlantischer Völker.
Brinkbäumer, K. / Höges, C. 2006: Die letzte Reise, München.
Carnac, P. 1978: Geschichte beginnt in Bimini, Freiburg i. Br.
Charroux, R. 1970: Unbekannt – Geheimnisvoll – Phantastisch, Düsseldorf.
Colavito, J. 2012: The Truth Behind the Native American Discovery of Europe in 60 BCE.
Dendl, J. 2013: Amerikafahrten vor Columbus: Fakten und Hintergründe zu frühen Atlantik-Überquerungen.
Donnelly, I. 1882: Atlantis. The Antediluvian World, New York.
Feest, C. F. 1987: Indians and Europe: An Interdisciplinary Collection of Essays, Lincoln/London.
Forbes, J. D. 2007: The American Discovery of Europe, Urbana/Chicago/Springfield.
Forbes, J. 2007a: Did American Indians Discover Europe Long Before Columbus?
Herrmann, P. 1978 (11952): 7 vorbei und 8 verweht, Hamburg.
Homet, M. 1990: Die Söhne der Sonne, Berlin.
Homet, M. 1978: Auf den Spuren der Sonnengötter, Wiesbaden.
Kluepfel, B. 1993: Native Americans May Have Found Europe, Says Scholar, Berkeley Voice, 28. Januar 28, 1993. Zitiert nach: Science Frontiers #87, May-June 1993.
Kolosimo, P. 1974: Timeless Earth, London.
Mackenzie, D. A. 1935: Scottish Folk-Lore and Folk-Life: Studies in Race, Culture and Tradition, Blackie.
McRitchie, D. 1912: Kayaks of the North Sea. Scottish Geographical Magazine 28/3, 126–133.
Mowat, F. 1999: The Alban Quest, London.
Neugebauer, W. 1982: „Der Grönländer“ – ein Eskimo-Kajak im Hause der Schiffergesellschaft zu Lübeck. Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft zu Lübeck. 55, 199–230.
Rehork, J. 1977: Der jüngste Tag blieb aus, Düsseldorf.
Struthers, J. M. 2015: Broch Island. A history of the island of Burray in Orkney, Lulu.com.
Watson, T. 2010: American Indian Sailed to Europe With Vikings? (nationalgeographic.com, 26. November 2010).
Whitaker, I. 1954: The Scottish Kayaks and the ‘Finn-men’. Antiquity 28/110, 99–104.
Ulrich Magin lebt nahe Bonn und ist Autor des Buchs „Geheimnisse des Saarlandes: Geister – Wunder – Hinkelsteine. Über Unerklärliches und Unheimliches an der Saar“ (Geistkirch-Verlag).
[1] Rehork 1977, 122.
[2] Homet 1978, 103.
[3] Homet 1978, 103.
[4] vgl. auch Homet 1990, 84.
[5] Homet 1978, 103.
[6] Charroux 1970, 98.
[7] Mowat 1999, 124.
[8] Kluepfel 1993.
[9] Herrmann 1978, 192 f.; Carnac 1978, 308.
[10] Donnelly 1882, Teil 1, Kapitel III.
[11] Berlitz 1976, 63; Kolosimo 1974, 236.
[12] Dendl 2013, Kapitel: Die Rothäute des Euphemos.
[13] Braem 1988, 27.
[14] Carnac 1978, 312.
[15] Watson 2010.
[16] Donnelly 1882, Teil III, Kap: VIII.
[17] Donnelly 1882, Kap. VI.
[18] Donnelly 1882, Teil I, Kap. II.
[19] Carnac 1978, 309, nach P. Bembo: Historia Venetae. Basel 1576.
[20] Wikipedia, nach Neugebauer.
[21] Carnac 1978, 310 zu all diesen Kajaks, siehe Einträge ab 1636.
[22] Kluepfel 1993.
[23] Kluepfel 1993.
[24] Kluepfel 1993.
[25] Brinkbäumer/Höge 2006, 92.
[26] Brinkbäumer/Höge 2006, 120.
[27] Carnac 1978, 310, nach Alexander von Humboldt: Examen critique de l’histoire et la géographie du nouveau continent. Paris 1836.
[28] Carnac 1978, 310.
[29] Carnac 1978, 310.
[30] Struthers 2015, 77.
[31] Feest 1987, 171.
[32] Struthers 2015, 77.
[33] McRitchie 1912, nach James Wallace; Carnac 1978, nach Humboldt, S. 310.
[34] Mackenzie 1935, 85–95, 108.
[35] zitiert nach Whitaker 1954, 99.
[36] Feest 1987, 171 f.
[37] Feest 1987, 171.
[38] Carnac 1978, 313.