Von Nuraghen, Talayots, Tempeln und Taulas – Megalithen weltweit

Ein Auszug aus:
Ulrich Magin: Megalithen in Deutschland: Rätselhafte Großsteingräber, Hinkelsteine und Steinkreise. Hamburg: Nikol. Hardcover, 208 S., ISBN 978-3868207002

Megalithen sind ein weltweites Phänomen – man findet Großsteinbauten in Europa, Afrika, Asien, Amerika und Ozeanien. Einzig in Australien scheint niemand jemals mit Felsbrocken experimentiert zu haben.  
Die Zeiten und Kulturen, in denen mit großen Steinen gebaut wurde, sind so variantenreich wie die Typen und die Länder, in denen sie vorkommen. Steinkreise gibt es in Senegal und Gambia in Afrika, Dolmen in Indien, China, Korea und in San Agostin in Kolumbien.     
Man könnte zu den Ländern mit einer Megalithkultur auch Ägypten rechnen – schließlich ist die Cheopspyramide nur ein vom Monumentalen ins Gigantische gesteigertes megalithisches Ganggrab. In Ägypten finden sich zudem Steinkreise und Steinreihen, die älter sind als die Pyramiden – beispielsweise auf dem Nabta Playa in der Wüste westlich des Nils.    
Selbst die Bibel erwähnt Megalithbauten mehrere Male, so im 4. Kapitel des Buchs Joschua, als der Heerführer der aus Ägypten geflohenen Israeliten zwölf Steine, einen für jeden Stamm Israels, aufstellen lässt. Und die biblische Forderung, dass ein Altar nicht mit Eisen behauen sein darf (5. Mose 27.5), erinnert an die Menhire, die ja unbehauen blieben. Es handelt sich bei diesen biblischen Stellen aber wohl nicht um Augenzeugenberichte, sondern um Legenden, die sich um Megalithdenkmäler gebildet hatten und die erst später aufgezeichnet wurden.

Die westeuropäischen Hünengräber entstanden um 4000 v. Chr., viele andere Megalithgräber sind beträchtlich jünger. Auf den Balearen dauerten die örtlichen Megalithkulturen bis ins 2. vorchristliche Jahrhundert, in Madagaskar wurden noch im 18. Jahrhundert Dolmen errichtet. Auf den Sunda-Inseln in Indonesien werden nach wie vor Menhire aufgestellt. „Es wird berichtet, dass auf Sumba noch 1966 ein 11 Tonnen schwerer Megalith errichtet worden ist, der als Grabstein Verwendung fand.“        
Die Dolmen Koreas gehören zum Weltkulturerbe, in Gochang, Hwasun und Ganghwa in Südkorea stehen sie besonders dicht. Die koreanische Megalithkultur wird auf die Zeit von 400 bis 500 v. Chr. datiert.

Megalithkulturen in Europa

Der kleine Überblick zeigt erneut, dass es keine Megalithkultur gab, sondern viele örtliche Phasen der kulturellen Entwicklung, in der mit Großsteinbauten experimentiert wurde. Ein Steinkreis in Afrika wird sicherlich eine andere Funktion gehabt haben als einer in Schottland, ein Dolmen in Korea eine andere Bedeutung als einer in der Bretagne oder in Mecklenburg.
Betrachten wir Europa. Hier kann man Großsteinbauten in Frankreich, auf den Britischen Inseln, in Südskandinavien, auf der Iberischen Halbinsel, in Deutschland, Polen, der Schweiz, in Italien, Malta, auf den Balearen, in Sardinien und Korsika sehen, in Teilen Griechenlands, in Thrakien, auf der Krim und im Kaukasus (Steinkreise, Menhire und Burgen in Georgien, 3000 Dolmen im gesamten Gebiet). Südlich des Mittelmeeres finden sich im gesamten Nordafrika und an der ganzen Levante Megalithbauten.
Großsteinbauten wurden in Europa über eine sehr lange Periode errichtet – von 5000 v. Chr. in der Bretagne bis um Christi Geburt auf den Balearen. Im Mittelmeerraum beginnt die klassische Kultur noch mit Großsteinbauten – man denke an den Dianatempel von Cefalu, die Grotten von Cumae oder die Burg von Tiryns. Vom Riesencairn bei Barnenez über die spanischen Riesenganggräber wie die Cueva de Menga, die Cueva de Viera und die Cueva Romeral im andalusischen Antequera bis zu den letzten Talayots von Menorca führte ein weiter Weg.          
Die unterschiedlichsten Völker bauten megalithisch: Man kann selbst in Europa nicht von einer einheitlichen Megalithkultur sprechen. Die Leute, die vor 6500 Jahren Steingräber in der Bretagne errichteten, waren ganz andere Menschen, hatten eine andere Kultur und Religion und sprachen eine andere Sprache als jene, die die Mauern von Mykene und Tiryns in Griechenland auftürmten und von denen wir heute wissen, dass sie Griechisch sprachen. 
Ein Wort wie Dolmen wird dadurch sinnlos – es bezeichnet einfach, wie Haus oder Turm, einen Gebäudetyp, kein einheitliches Konzept. Das heißt nicht, dass die unterschiedlichsten Regionen mit Megalithbauten nicht in Kontakt zueinander gestanden hätten – Bernstein aus dem Norden Deutschlands fand den Weg in den Mittelmeerraum, die Bronzezeit wäre ohne Zinn aus Cornwall nicht möglich gewesen. Im Talayot von Torre d’en Galmés gruben Archäologen die Bronzefigur des ägyptischen Pyramidenarchitekten Imhotep aus, in Israel fand man eindeutig aus Cornwall stammendes Zinn. Inwieweit ein solcher Handel direkt erfolgte oder über Zwischenstationen lief, lässt sich noch nicht sagen.
Die Idee, große Steine zu Tischen und Kreisen aufzustellen, könnte so vermittelt worden sein. Es ist allerdings auch sicher, dass Entwicklungen wie auf Malta oder den Balearen ganz eigene Wege gingen und Monumente hervorbrachten, die es sonst nirgendwo gab.
Nur eines ist sicher: Die ältesten Megalithdenkmäler stammen aus der Bretagne, aus Irland, aus dem Norden Schottlands und Teilen der Iberischen Halbinsel. Dort wurde erstmals monumental gebaut – in der Bretagne mindestens 2000 Jahre bevor in Ägypten überhaupt ein Staat entstand.

Typen von Megalithbauten in Europa

In Europa bauten man also über Jahrtausende hindurch mit großen Steinen – von 5000 v. Chr. bis rund um 120 v. Chr. Was errichteten die Menschen aus Megalithen? Die wichtigsten Arten von Bauten sind die Folgenden:

Cairns

Ein Cairn ist ein Steinhügel. Der archäologische Fachbegriff ist dehnbar – er kann alles heißen von einem prähistorischen Steinhügel über ein keltisches Hügelgrab bis hin zu den Steinhaufen, die heute noch Wanderwege in Schottland markieren.         
In der Archäologie nennt man so unter anderem die allerersten Großbauten Westeuropas – die vor rund 6500 Jahren in der Bretagne errichteten Stein„pyramiden“ wie jene von Barnenez, 72 m lang, bis zu 25 m breit und 8 m hoch, mit elf Ganggräbern. Es gibt in der Bretagne und auf den Kanalinseln insgesamt 22 ähnliche Riesenbauten, die bis in die Bronzezeit genutzt wurden.    
In Großbritannien ist der bedeutendste Cairn der Gop Cairn in Wales, 14 m hoch und 100 bis 70 m breit. Er sitzt auf einer Hügelgruppe, was ihn noch mächtiger erscheinen lässt. Steinzeitliche Cairns sind nicht nur auf Monumentalität, sondern auch weithin auf Sichtbarkeit angelegt. Spätere Cairns gibt es in Schottland, wo sie Ganggräber vom Clava-Typ bedecken, und in Apulien, wo sie Specchia genannt werden.

Der Trethevy Quoit in Cornwall, ein sogenannter Portaldolmen, stammt aus der Zeit um 3500 v. Chr. (Foto: Ulrich Magin)

Dolmen

Dolmen (Bretonisch: dol: Tisch, maen: Stein) wird hier als Überbegriff für alle megalithischen Gräber benutzt, die über eine Dolmenkammer verfügen, einen Grabraum aus aufrecht stehenden Steinen, auf denen ein mächtiger Deckstein aufliegt. Manche großen Ganggräber haben auch sogenannte falsche Kuppeln, bei denen allmählich überkragende Trockenmauerschichten eine hohe Kuppel bilden. Es gibt viele Arten von Gräbern, die mit großen Steinen und Trockenmauerwerk erbaut wurden: Urdolmen, erweiterte Dolmen, Großdolmen, Ganggräber, Kuppelgräber, Portaldolmen, Urdolmen, Galeriegräber, Kammergräber, Langbetten, Hünenbetten, Navetas auf Menorca und Riesengräber auf Sardinien.       
In Westeuropa sind Dolmen keine Einzelgräber, sondern Friedhöfe – für ein Dorf, eine Sippe, vielleicht anders ausgewählte und zusammengehörige Menschen. Dolmen in Europa waren niemals Königs- oder Fürstengräber, nach prunkvoller Ausstattung sucht man hier also vergebens.        
Häufig wurden Menschen in den steinernen Friedhöfen erst „sekundär“ bestattet – das heißt, dass die Leiche zunächst außerhalb des Friedhofs aufgebahrt wurde, bevor sie dann in den Dolmen gebracht wurde. Deshalb müssen dort nicht unbedingt komplette Skelette beigesetzt sein. Vielleicht wurde eine Leiche erst an der Luft auf ein Gerüst gelegt, dann wurden, nach einiger Zeit, die Fleischreste abgeschabt und bestimmte Teile des Verstorbenen in den Dolmen verbracht. Das Grab fungierte dann auch als Kultstätte. Andere Formen können der Leichenbrand gewesen sein. Manche Dolmen – ebenso die sardischen Riesengräber oder die Navetas von Menorca – weisen ein „Seelenloch“ auf, das häufig zu klein ist, um einen Menschen durchzuschieben. Viele Arten von Großsteingräbern haben gepflasterte Vorhöfe, auf denen Rituale stattgefunden haben könnten.

Typisch für Sardinien sind „Riesengräber“ mit hoher Fassade. (Foto: Ulrich Magin)

Dolmen der unterschiedlichsten Zeitstellungen und Ausführungen findet man fast überall in Europa: Im Süden Schwedens, in Polen, im Norden und in der westlichen Mitte Deutschlands, in Großbritannien und in Irland, auf den Kanalinseln, in Frankreich vor allem an der Atlantikküste und im Pariser Becken, in der Schweiz, in Spanien in Andalusien, auf den Balearen und in Katalonien, in Portugal, in Italien in Sardinien, Apulien und bei in Sizilien nordöstlich der Stadt Ragusa, auf Malta und Gozo, in Griechenland (den Archäologen bislang unbekannt), in Thrakien, auf der Krim sowie in Israel. Gemeinhin sind Dolmen auf Malta oder Sizilien tausende Jahre jünger als jene in Westeuropa.
Dolmen waren, als sie als Gräber genutzt wurden, keine Steintische oder Opferaltäre in der Landschaft, sondern mit einem Hügel überwölbt, der sie den Blicken entzog. Und obwohl der Dolmen ein Friedhof war, bildete er zudem als Heiligtum auch einen der Mittelpunkte des religiösen Lebens der Menschen.

Navetas

Navetas sind eine Großsteingrabart, die es nur auf Menorca gibt. Sie gleichen einem umgedrehten Boot (die Totenbarke?) und weisen vorn einen keinen Eingang auf, durch den neue Gebeine hinzugefügt und alte herausgeholt werden konnten, vielleicht dienten die Löcher auch der Kommunikation mit den Ahnen. Die Eingänge sind zwar klein, aber Erwachsene können mit Mühe durchschlüpfen.

In den Fels gehauene Tholosgräber auf Kreta. Sie gehören zu den späten Megalithbauten und stammen aus dem 13. Jahrhundert v. Chr. (Foto: Ulrich Magin)

Felsengräber

Felsgräber, mehr oder weniger aufwendig gestaltet, finden sich auf den Orkneys, in Malta, in Sardinien und auf den Balearen. Mykenische Tholosgräber, die westeuropäischen Ganggräbern gleichen, finden sich als Felsengrab hundertfach auf Kreta.

Tempel und Heiligtümer

Es gibt – besonders im Mittelmeergebiet – bereits megalithische Tempelbauten. Die berühmtesten sind die Tempel in Plattenbauweise von Malta mit ihren Kleeblattgrundrissen, die an die Kammern von Ganggräbern und Langgräbern gemahnen. Jüngeren Datums sind die Heiligtümer auf Sardinien und manche Talayots auf den Balearen, die man für Tempelgebäude hält. Recht jung ist der megalithische Dianatempel aus dem 9. Jahrhundert v. Chr. über Cefalu in Sizilien. 
Erst 2007 entdeckte man auf der Orkney-Insel Mainland eine 100 m lange und 4 m dicke Mauer, die ein Gebiet einfriedet, in dem ein Tempel mit 5 Meter breiten Mauern stand. Der Tempel, 25 Meter lang und 20 Meter breit, hat Kreuzform, sein Hof ist gepflastert. Das Gebäude stammt aus der Zeit um 3300 v. Chr. und war tausend Jahre lang in Benutzung. Er ist damit nur unwesentlich jünger als die Tempel von Malta, mit deren Bau um 3800 v. Chr. begonnen wurde.

Die Fassade von Hagar Qim, einem der Tempel auf Malta. (Foto: Ulrich Magin)
Der Tempel der Diana von Cefalu, Sizilien. (Foto: Ulrich Magin)

Heiligtümer

Hatten Tempel kein Dach, könnte man von Heiligtümern sprechen – eng umgrenzten Gebäuden mit sakraler Funktion. Auf Menorca finden sich dutzende Taulas, ein Ring aus durch Trockensteinmauern verbundenen Menhiren, in deren Mitte ein aufrecht stehender Stein eine querliegende Deckplatte trägt. Sonderformen des Heiligtums sind

Stufenaltäre oder Pyramiden

In Europa gibt es nur eine einzige prähistorische Pyramide, den Stufentempel von Monte d’Accoddi im Nordwesten Sardiniens. Mit dem Bau wurde um 3000 v. Chr. in der Nähe einer stadtähnlichen Besiedlung begonnen, die es seit 4500 v. Chr. gab. Die letzte Phase des Bauwerks stammt aus der Zeit um 2500 v. Chr. – damals wurde die große Pyramide von Gizeh errichtet. In der Nähe des Stufentempels finden sich Felsgräber und ein Menhir.

Der Monte d’Accoddi. (Foto: Ulrich Magin)

Heilige Berge

Vergleichbar alt ist der „heilige Berg“ Silbury Hill in der Nähe des Riesenhenges von Avebury. Der künstliche Hügel hat einen Durchmesser von 160 m bei einer Höhe von 37 m. In seinem Inneren stützt ihn eine runde Stufenpyramide aus Trockenmauern. Der Silbury Hill wurde etwa 2700 v. Chr. erbaut, spätestens 2400 v. Chr.

Heilige Quellen

Heilige Quellen kennen viele Kulturen, selbst im Christentum gibt es sie, und zu den Quellen von Lourdes und Fatima pilgern nach wie vor Zehntausende. Früher, als es noch keine Wasserleitungen gab, war frisches Wasser noch wichtiger als heute. Die bedeutendsten megalithischen Brunnenheiligtümer schuf die Nuraghenkultur auf Sardinien.

Brunnenheiligtümer auf Sardinien – oben die Gesamtanlage Sa Testa bei Olbia, unten die Stufen zum Quellwasser bei Santa Cristina. (Fotos: Ulrich Magin)

Hypogäen

Auch das ist ein weiterer dehnbarer Begriff – je nach Region bedeutet er etwas anderes. Auf Malta nennt man so zwei große, unterirdische Tempelanlagen, die wohl hauptsächlich den Toten dienten, auf Menorca ist es der Name für unterirdische Räume, die vielleicht ganz profanen Nutzen hatten (z.B. Vorratskeller).

Menhire

Menhire (Bretonisch: maen – Stein; hir – lang) sind aufrecht stehende Steine – es gibt sie seit der Jungsteinzeit, wo riesige Exemplare in der Bretagne in langen Reihen aufgerichtet wurden, bis in die Bronzezeit und sogar noch bei den Kelten, wo kleine Exemplare die Grabhügel krönten.

Die Hurlers – ein Steinkreis in Cornwall. (Foto: Ulrich Magin)

Steinkreis

Steinkreise gibt es vor allem in Großbritannien und Irland. Einige wenige, die die großen Alignements abschließen, trifft man in der Bretagne, andere in der Provence. Vor einem Jahrzehnt hat man auch in Oberitalien bei Como einen riesigen Steinkreis freigelegt.

Alignement

Alignements oder Steinreihen gibt es in der Bretagne, wo die Anlagen in Carnac weltberühmt wurden, aber auch, in kleinerem Maßstab, in Schottland (Kilmartin) und Wales (Trelech). Eher aus kleinen Steinen bestehen die dichten Steinreihen von Devon und Cornwall, die Steinkistengräber mit Menhiren verbinden. Sie galten gemeinhin als späte Produkte in der Geschichte des Megalithbaus, eine 2004 entdeckte, 215 m lange Steinreihe auf dem Cut Hill im Dartmoor hat sich allerdings als neolithisch herausgestellt. Sie stammt, wie die Carnac-Alignements, aus der Zeit um 3500 v. Chr. In der Schweiz kann man am Genfer und Neuenburger See ebenfalls Reihen aus großen Menhiren bestaunen.

Die Steinreihen von Merrivale. (Foto: Ulrich Magin)

Cursus

Diese Art von Monument ist ausschließlich aus Süd- und Mittelengland, Südschottland und Wales bekannt. Vier Cursus-Monumente sind auch in Irland gefunden worden, allerdings ist ihre Einordnung noch umstritten. Insgesamt wurden rund 50 dieser Anlagen entdeckt, die bis zu 2 Kilometer lang sein können und generell geradlinig, stets aber mit zwei parallelen Erdwällen verlaufen, die sogenannte Langhügel miteinander verbinden. Sie stammen aus der Zeit zwischen 3000 und 2000 v. Chr. und zeugen wohl vom Totenkult. Man kann sie fast nur noch auf Luftbildaufnahmen entdecken. Zwei Cursus liegen in der Nähe von Stonehenge.

Städte

Je nach Region und Kultur und Zeitstellungen bauten die Menschen, die Großsteingräber errichteten, keine Häuser aus Holz und Fachwerk, sondern richtige Städte mit Häusern aus Stein. Gemeinhin ist das bei den jüngsten Megalithkulturen so, denen des Mittelmeergebiets. Fast komplett erhaltene Städte oder befestigte Dörfer aus Stein kann man zahlreich auf Menorca entdecken, auf Sardinien und in Spanien und Portugal. Die ältesten befestigten Städte wie Zambujal in der Nähe von Torres Vedras in Portugal oder Los Millares in Andalusien stammen aus dem 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. Zeitgleich mit Stonehenge war die Siedlung von Durrington Walls, wo allerdings Holzhäuser standen.

Die Befestigung von Borg in Nadur, Malta. (Foto: Ulrich Magin)

Stadtmauern

Menorquinische Ruinenstädte sind oft noch komplett mit Stadtmauern umzogen. Bronzezeitliche Stadtmauern finden sich auf Malta (in Borg in Nadur) und sogar in Kroatien, in Monkodonja, der Bergsiedlung in der Nähe der Stadt Rovinj (1800 bis 1200 v. Chr.). In Griechenland gibt es mehrere megalithische Stadtmauern aus der mykenischen und späteren Epochen.

Ein Haus der Nuraghenkultur beim Brunnenheiligtum Santa Cristiana, Sardinien. (Foto: Ulrich Magin)

Häuser

Häuser, die von Menschen bewohnt wurden, die Megalithen bauten, und die in Megalithbauweise errichtet wurden, trifft man vor allem in Schottland an, auf den Balearen und auf Sardinien – also auf den Inseln mit langer Megalithtradition. Nuraghen in Sardinien sind oft von Hausfundamenten umgeben, darunter sind auch noch komplett erhaltene Gebäude. Unweit des Flughafens von Menorca beeindruckt ein rekonstruiertes Haus der Talayot-Kultur.

Burgen

Megalithkulturen bauten auch Burgen. Am bekanntesten sind sicher die Burgen von Mykene, Midea und Tiryns in Griechenland, im megalithischen Stil erbaut, aber von einer uns gut bekannten Kultur, den achäischen Griechen. Auf Mallorca und Menorca trifft man noch hunderte von Talayots (arab.: Wachturm) an, die sehr wahrscheinlich Burgen waren, und die ebenso aus der Bronzezeit stammen wie die berühmten griechischen Festungen und die Torres in Korsika. Auf Sardinien wurden um die 10000 Nuraghen erfasst, komplexe Burgen aus zentralem Wehrturm mit Bastionen und Schießscharten – es sind so viele, dass man errechnet hat, das im Schnitt 2,7 Nuraghen auf 10 km² kommen. Sie stammen ebenfalls aus der Bronzezeit, die Anlage von Santu Antine gehört sicherlich zu den beeindruckendsten vorhistorischen Ruinen überhaupt.

Die Nuraghe Santu Antine – Außen- und Innenansicht. (Fotos: Ulrich Magin)

Siehe auch:
Eine Megalithkultur auf Sri Lanka und das Problem der globalen Megalithik
Die Steinreihen von Kounov – Alignements in Tschechien?
Malta: Megalithtempel und Karrenspuren aus der letzten Eiszeit?
Hünengräber und Zyklopenmauern – Riesen als Megalithbaumeister?